Der vierte Donnerstag im November: Was hinter dem wichtigsten amerikanischen Familienfest steckt – Von historischen Wurzeln über die spektakuläre Macy’s Parade bis zur herzlichen Tradition in Grafenwöhr, Vilseck, Hohenfels und Garmisch.
Innehalten in der Hektik
In unserer schnelllebigen Welt, in der Terminkalender oft voller sind als der Kühlschrank vor den Feiertagen, suchen viele Menschen nach Momenten der Ruhe und Besinnung. Genau hier setzt Thanksgiving an. Dieses nordamerikanische Fest, das traditionell am vierten Donnerstag im November gefeiert wird, ist weit mehr als nur ein üppiges Festmahl. Es ist ein tief verwurzelter Anlass der Dankbarkeit und des familiären Zusammenhalts.
Thanksgiving hat sich zu einem zivilen, konfessionsunabhängigen Großereignis entwickelt, das Brücken baut – über weite Strecken und über Generationen hinweg. Es ist eine wunderschöne Erinnerung daran, für das Gute im Leben innezuhalten, egal wie klein oder groß es erscheinen mag.
Die faszinierende Geschichte: Ein Zeichen des Friedens
Der Ursprung von Thanksgiving, wörtlich übersetzt “Danksagung”, ist eng mit der frühen Kolonialgeschichte Nordamerikas verbunden. Die bekannteste Erzählung berichtet vom Jahr 1621 in Plymouth, Massachusetts, wo die sogenannten Pilgerväter nach einer harten Zeit der Entbehrung ihre erste erfolgreiche Ernte feierten. Sie teilten dieses dreitägige Festmahl mit den Wampanoag-Ureinwohnern, die ihnen mit ihrem Wissen über das Land das Überleben ermöglicht hatten.
Obwohl die Geschichte später von Konflikten überschattet wurde, bleibt die ursprüngliche Idee bis heute gültig: Thanksgiving ist ein historisches Zeichen für Frieden, gegenseitige Hilfe und das Überleben durch Gemeinschaft. Im Jahr 1863 erklärte Präsident Abraham Lincoln den letzten Donnerstag im November zum nationalen Feiertag.

Wichtigste Bräuche: Was wirklich zählt
Das Festmahl: Der unangefochtene Star ist der Truthahn (Turkey), oft gefüllt (mit Stuffing) und begleitet von einer süß-herben Cranberry-Sauce, Kartoffelpüree und einem süßen Süßkartoffelauflauf. Zum Dessert darf der traditionelle Pumpkin Pie (Kürbiskuchen) nicht fehlen.
Dankesrituale: Ein zentraler Brauch ist das Ausdrücken der Dankbarkeit. Bevor das Essen beginnt, sagen oft alle Anwesenden, wofür sie in diesem Jahr besonders dankbar sind – ein einfacher, aber emotionaler Moment.
Sport und Shopping: Am Nachmittag gehört das Verfolgen der NFL-Spiele (American Football) zum Pflichtprogramm. Der Tag danach, der Black Friday, läutet mit massiven Rabatten den Start des Weihnachtseinkaufs ein.
Der Zauber der 5th Avenue: Die Macy’s Thanksgiving Day Parade
Kein amerikanisches Thanksgiving ist komplett ohne den Blick auf die Straßen von Manhattan. Die Macy’s Thanksgiving Day Parade in New York City ist ein weltweit bekanntes Spektakel, das jährlich Millionen von Zuschauern in seinen Bann zieht.
- Gigantische Ballons: Das Herzstück der Parade sind die überlebensgroßen Heliumballons in Form geliebter Comicfiguren. Diese riesigen, schwebenden Kunstwerke erfordern Dutzende von Helfern, die sie entlang der Route steuern.
- Spektakuläre Unterhaltung: Neben den Ballons sorgen aufwendig gestaltete Festwagen (Floats), die Auftritte von Broadway-Ensembles, bekannte Prominente und hochkarätige Marching Bands für eine atemlose Show.
- Start der Saison: Die Parade endet traditionell mit der Ankunft des Weihnachtsmanns, der symbolisch die gesamte amerikanische Feiertagssaison einläutet.
Ein Stück Heimat in der Oberpfalz: Thanksgiving bei der USAG Bavaria
Für Tausende von Soldaten und deren Familien, die fern der Heimat stationiert sind, ist dieser Tag in den US-Militärstandorten in Grafenwöhr (Tower Barracks), Vilseck (Rose Barracks), Hohenfels und Garmisch der wichtigste Ankerpunkt im Jahr. Die U.S. Army Garrison (USAG) Bavaria nimmt enorme Anstrengungen auf sich, um ihnen ein authentisches Gefühl von Zuhause zu vermitteln.
- Das Commmander’s Lunch: Das traditionelle Festessen in den Dining Facilities (DFACs) ist der Höhepunkt, bei dem Kommandeure und hochrangige Offiziere selbst den Soldaten und ihren Familien dienen. Diese Geste ist ein tief verwurzelter Akt der Wertschätzung und des Zusammenhalts.
- Authentische Fülle: Die Army-Küchen werden kunstvoll dekoriert und bieten ein opulentes Buffet. Gerichte wie Truthahn, Schinken und alle traditionellen Beilagen werden oft in großen Mengen aus den USA eingeflogen, um den Geschmack der Heimat zu garantieren.
- Brücken zur Gastnation: Thanksgiving dient an diesen Standorten auch als wichtiger Anlass zur Pflege der deutsch-amerikanischen Partnerschaft. Hochrangige Vertreter aus der bayerischen Politik und den umliegenden Gemeinden werden regelmäßig zum feierlichen “Thanksgiving Lunch” eingeladen, was die wahre Freundschaft zwischen den Nationen unterstreicht.

In Grafenwöhr und Umgebung wird Thanksgiving so zu einem kraftvollen Symbol für Dankbarkeit, Gemeinschaft und die unersetzliche Unterstützung, die sich die Soldaten in der Ferne gegenseitig geben.
Ein Fest, das uns erdet
Thanksgiving ist eine tief menschliche Tradition. Es ist ein jährlicher Anker, der uns erdet und daran erinnert, wie wichtig es ist, die Menschen um uns herum wertzuschätzen und die Fülle in unserem Leben nicht als selbstverständlich anzusehen.

